Ambrow entschied sich, auch weiterhin so ehrlich zu dem Knirps zu sein, wie sie es konnte.
Das glaube ich nicht - die jenigen dort unten, die ich zu meinen engeren Freunden zähle, bestimmt nicht. Wer weiß, vieleicht werden sie uns sogar helfen? Sie dachte an Ray und May, auf die beiden abgedrehten Flatterviecher konnte sie sich auf alle Fälle verlassen. Sabo vieleicht ... es würde schon klappen.
Was meinst du, willst du runtergehen und sie kennen lernen? - Und vieleicht etwas essen? Wieder ließ sie ihm die Wahl, das schien ihm ja sehr wichtig gewesen zu sein. Daraus schloss sie, das er nicht schüchtern erzogen worden war, sondern das etwas mit seiner Vergangenheit definitiv nicht in Ordnung war. Und er hatte kannte seine Eltern anscheinend nicht - nein, für eine liebevolle Erziehung sprach das wirklich nicht.


Als Versus fertig war, schwieg May lange. Und auch Ray, der vorne ging und alles gehört hatte, gab keinen Ton von sich, stattdessen konzentrierte er sich auf den Weg. Nicht mehr weit ...
Das tut mir Leid sagte May nach ein paar Minuten Stille sehr ernst und machte ein bekümmertes Gesicht, das irgentwie nicht so richtig zu ihr passen sollte. Es klingt schmerzhaft.
Wieder schwieg sie und dachte nach, versuchte sich vorzustellen, wie es für sie währe, so etwas erlebt zu haben. Klar, sie hatte schlimme Dinge mit angesehen, aber selten hatte sie etwas davon direkt betroffen. Vergeblich versuchte sie sich vorzustellen, wie es währe, nicht zu wissen, ob ray noch lebte oder nicht.
Aber naja, immherin geht es ihm gut.

Sie ging langsam den Weg hinunter, wobei sie immer srgfältig darauf achtete, das Sukha nicht hinter ihr zurückfiel. Er bewegte sich so vorsichtig und zurückhaltend, wie sie es eigentlich noch nie, weder bei Menschen noch zu Hause unter Demonen gesehen hatte. In seinem Blick sah sie eine Mischung aus Neugierde und ein wenig Unsicherheit, und seine Augen beobachteten schon jetzt die Nomaden. Lächelnd ging Ambrow voraus und ließ ihn schauen.
Inzwischen waren schon einige wach, eine weitere Schar Kinder überspülte den Strand, lachende, tobende kleine Biester, die sich Sand in die Haare warfen und gegenseitig einbuddelten. Viele der ganz Kleinen hatten noch nie das Meer gesehen, und die Eltern mussten ständig aufpassen, das sie nicht in dem Spiel zwischen Ebbe und Flut verlohren gingen. Einige Feuer brannten zwischen den Zelten, Wagen und Kaaren, die nach keinem wirklichen System aufgebaut waren. Wäscheleinen spannten sich von Pfosten zu Pfosten, und die Nomaden unterhielten sich darüber hinweg oder riefen sich Grüße zu.
"Morgen, Ambrow!" rief ihnen eine Frau entgegen, auf derem Kopf keine Haare, sondern schwarze federn wuchsen. Als sie Sukha bemerkte, schien sie nicht minder überrascht. "Und guten Tag, Kleiner."
Ambrow lächelte. Hallo Neryla sagte sie. Die Frau lächelte, winkte ihnen noch kurz zu und schleppte dann ihre Eimer mit Wasser weiter zur nächsten Kochstelle.
Siehst du? meinte sie gut gelaunt zu Sukha, als sie verschwunden war. Es macht ihnen ncihts aus, das du hier bist.


May grinste zufrieden und freute sich, das sein Gesicht etwas heiterer wurde. Ja, er schien wirklich sehr dankbar.
Das ist doch kein Problem lachte sie und räkelte sich auf Antylars Hals. Wir tun nur das, was wir können - nicht mehr, und nicht weniger.
Kaum hatte sie fertig gesprochen, rief Ray von vorne: Da unten ist es.
Er blieb ganz in der Nähe des Weges nach unten stehen, wischte sich das Haar aus dem Gesicht und deutete dann stumm nach unten. Von hier oben sah das Lager vollkommen wuselig aus, es roch nach Feuer und man hörte lautes Lachen und Gemurmel. Die Bucht war lang und schmal, und direkt vor den Felsen war alles mit Zelten und Karren bedeckt. Sie waren nicht gerade wenige, aber sie waren auch shcon einmal mehr gewesen.

Belustigt sah sie, wie Darel dort auf seinem Felsen hockte und vor sich hintropfte. Als er heruntersprang und Honor es mit seinen Flügelnschlägen auf sie alle Nieseln ließ, blieb sie stehen und betrachtete ihn kurz, vieleicht sogar etwas angenervt. Doch schnell verbannte sie den Ausdruck von ihrem Gesicht. Ambi ... Das klang für eine Kämpferdemonin einfach unwurdig. Naja ... sie könnte ja auch "Dellchen" oder so aus ihm machen ...
Darel, das ist Sukha stellte sie den Jungen vor, als hätte Darel nichts gesagt. Und Sukha, das ist Darel. Sukha hatte sich in ihrem Schatten etwas geduckt.
Er sucht nur seine Eltern sagte sie mehr oder weniger gelassen. Und ich habe gesagt, das ich ihm helfen werde, so gut ich kann. Aber ich habe nichts versprochen. Sie lächelte Sukha an, bevor sie wieder den Lilaschopf fragte: Waren May und Ray schon hier?

Ambrow schaute Darel und Sukha lächelnd zu und hielt sich raus. Sie nutzte die kurze Pause, um sich ein wenig umzusehen. Da oben flatterte Honor, und sie spürte, das Razz jetzt in der Nähe war. Auf der Suche nach ihm blickte sie den Himmel über dem Meer ab und sah so nicht den Drachen an der Kante der Felsen weit über ihnen.


Ray schaute nur starr auf das Lager hinab und fühlte in sich eine tiefe Traurigkeit, als Antylar etwas sagte. Ohne einen der Beiden anzusehen, murmelte er nur: Wir waren schon mal mehr ...
Dann dachte er sich, das Versus warscheinlich so schnell wie möglich seinen Bruder sehen wollte, und er überlegte gerade, ob sie ins Lager gehen oder Sabo erst holen sollten, da rief May Wartet, ich sag ihm Bescheid!
Er guckte etwas dumm, als sie ihren Umhang fröhlich abwarf und ihm in die Arme stopfte. Ohne das Gewand war das Fliegen deutlich einfacher, das wusste er. Jetzt bemerkte Ray, wie viel größer sie als Versus war: Schon ohne Flügel ging sie ihm ein gutes Stück über den Kopf.
Bin sofoooohrt zurück! lachte sie, trat an die Kante und breitete die Flügel vollständig aus. Das Licht schien durch die dünnen Lederhäute und ließ sie leicht rot schimmern. Dann sprang sie von der Kante ab und rauschte steil zum lager hinunter.

May hatte die Arme weit ausgebreitet und grinste übers ganze Gesicht, während sie über das Lager hinwegglitt und ihre Schwingen durch die Luft sausen ließ. Sie spürte jeden kleinen Luftwirbel über die Membrane kitzeln und genoss es wie immer, zu fliegen. Hier oben konnte keiner an sie herankommen, keiner konnte sie jagen!
Nach ein paar Sekunden entdeckte sie Ambrow nahe den Felösen beim Wasser, zusammen mit Darelchen und einem weiteren Rothaarknirps, den sie nicht erkannte. Und direkt nebenan saß ihr Ziel - Sabo!
Jeah! rief sie zufrieden gegen den Wind und ging gerade zur Landung über, als sie ... mit einem fliegenden Busch kollidierte.
Der Aufprall des schwebenden Laubhaufens traf sie ziemlich hart, ein Ast schlug ihr in den Bauch und sie machte einen Purzelbaum, bevor sie samt Blättern und einem haufen Federn und Fell zu Boden krachte.


Ambrow hatte sich umgedreht und May entdeckt. Sukhas Frage brachte sie zum Grinsen, natürlich waren die Flatterviecher fürs Ärgern bekannt, aber sie waren immer noch sehr nett. Also machte sie den Mund auf, um die Frage zu beantworten, als May direkt über ihnen eine Massenkarambolage baute. Blätter flatterten zu Boden, gefolgt von Kanonenkugelartigen Äpfeln, und sie hatte gerade noch genug Zeit, Sukha am Arm zu schnappen und mit ihm nach hinten zu hechten. Dabei stolperte er, und sie fing ihn hastig ab. Gleich darauf krachte der wilde Berg, eine hohe Blattfontäne hochschießend und Sand durch die Gegend spritzend lassen genau auf die Stelle, an der sie gestanden hatten. Äpfel und Apfelstükchen flogen im hohen Bogen davon oder kullerten ihnen vor die Füße.
Ambrow starrte den Pulk an, vollkommen verdutzt. Ihr war sogar die Kinnlade heruntergeklappt:
Vor ihr kämpfte sich ein großer, schwaezer Wolf mit Schneeweißen Schwingen empört aus dem Gestrüpp hervor. Sein Fell war vollkommen durcheinander, seine Flügel zerzaust, und er machte einen sehr, sehr entrüsteten Eindruck.
Razz war stinksauer. Da hatte er nun einmal einen Apfelbaum gefunden und die Güte besessen, den größten Ast mit den besten und leckersten Früchten herauszureißen und hierherzufliegen, damit sich Ambrow über ein wunderbares Frühstück freuen konnte, und dann rammte ihn doch dieses dumme Ding von Fliegender Frau mit der Gehirnmasse einer Amöbe und machte all seine Bemühungen zu nichte!
Ambrow glotzte nur weiterhin, Sukha immer noch festhaltend, und auch einige im Lager waren verstummt und starrten zu ihnen herüber. Sprachlos beobachtete sie, wie May sich unter den Ästen fluchend Blätter hustete.
Ähm ... davor ... solltest du nicht erschrecken sagte sie zu Sukha und war sich nicht sicher, ob sie Lachen oder Heulen sollte. So etwas kriegte auch nur May hin!

( okay, was das sollte, weiß ich auch nicht! xDDDDD )

Ambrow war immer noch zu verdattert, um Sukha eine gute Antwort geben zu können. Ja, manchmal fragte sie sich auch, was genau May eigentlich war! Eine Demonin konnte sie nicht sein, zumindest musste sie sich irgentwo einen beträchtlichen Hirnschaden zugezogen haben! Oder Ray hatte im Mutterleib einfach ein wenig zu viel von der Inteligenz abbekommen, die eigentlich für seine Schwester bestimmt gewesen war.
Also das... sagte sie mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck und deutete auf Razz, den bei dem wusste sie sehr genau, was er war. ... das ist Razz. Wir kennen und seit ein paar Jahren und reisen zusammen herum. Der schwarze Wolf schüttelte beledigt seine Flügel aus und zeigte May demonstrativ den Hintern. Dann starrte er Sukha an und legte grübelnd den Kopf schräg. Wo kam der Knirps denn jetzt wieder her?
Und die da ist May fasste sie nur knapp zusammen. May hatte sich inzwischen aus den Blättern hervorgekämpft und schüttelte sich Dreck und Stöckchen aus den Haaren. Sie wirkte ziemlich zerrupft, aber nicht wirklich sauer. Eher amüsiert.
Jaja, lacht nur alle! fuchtelte sie gespielt beledigt in Darels und Sabos Richtung. Letzterer schaffte es noch, sein Lachen zu unterdrücken. Etwas unbeholfen stolperte sie an ein paar Äpfeln vorbei und überlegte, was sie noch einmal hier unten wollte. Dann fiel ihr Blick auf Ambrow und -
Oh, was zu naschen!
May! fuhr Ambrow sie an und hätte am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben.
Morgen, allerseits! rief sie nur verzückt, schaute Sukha noch einmal an und dann fiel ihr wieder ein, was sie wollte. Sofort fing sie an zu quitschen und fuchtelte vor Sabos Gesicht mit den Händen hin und her.
Hey, du hast Besuch! Steht da oben, bei Ray, bei dem Drachen, es ist dein Dingsda - ähm - Sabo, dein Bruder ist hier! Sie strahlte ihn an.


Ray schaute May hinterher und fing an zu feixen, als sie mal wieder einen grandiosen Auftritt hinlegte. Nicht schlecht murmelte er schadenfroh.

Ambrow starrte May genauso verwirrt an wie Sabo. Wie? Sein Bruder? - War Sabos Bruder etwa derjenige, nachdem er Tag und Nacht aussschau hielt?
Sie runzelte die Stirn und fragte May Bist du dir da sicher?
May wollte gerade in ihrem empörten Natürlich-bin-ich-mir-sicher-Tonfall antworten, da schrien ein paar Leute im Lager auf und ein paar Kinder am Strand fingen ängstlich an zu plappern.
Ambrow war sofort auf hochspannung. Sie wirbelte mit fliegenden Haaren herum, ging in eine Art Kampfhaltung, und ihre rechte Hand schoss zu einem Punkt in ihrem Nacken, bereit, mit einem kleinen Gedanken und einem Funken magie eines der tattoowierten Schwert von ihrem Rücken zu ziehen und jeden möglichen Feind zu töten. Mit der anderen Hand berührte sie leicht Sukhas Schulter, als wolle sie ihn zurückhalten.
Ein großer, weißer Drache schlängelte sich durch das Lager. Wie hatte sie ihn nicht bemerken können?! Ihre Augen waren doch zu gut! Doch gerade, als sie ihre magie wirken wollte, rief May Nein! Ambrow, er ist okay!
Misstrauisch schaute sie zu ihrer Freundin. Wenn es um Gefahr ging, oder um kampf, oder darum, etwas beschützen zu müssen, war sie sofort bereit, alles niederzumetzeln, das ihren Freunden schaden wollte.
Doch dann war das Wesen auch schon heran ( Razz bekam Glubschaugen und sein fell sträubte sich ), es hielt an, und ein Junge mit silbernen Haaren sprang Sandverspritzend vom Rücken seines Reittieres und rannte einfach an ihnen vorbei zu Sabo.
Starr beobachtete sie, wie die beiden sich einen Moment anschauten, als würden sie ihren Augen nicht trauen, und wie Sabo dann dem Fremden erst eine knallte und ihn dann umarmte.
Tja ... sagte May amüsiert. Ambrow schaute kurz zu ihr, sie stand da und hatte die Arme grinsend vor der Brust verschränkt. Sie wirkte immer noch ein wenig zerrupft, aber nicht so, als währe sie verletzt. Wie immer fiel Ambrow wieder auf, wie groß sie war.
Dann blickte sie zu Sukha herunter. Der Arme Kerl wirkte vollkommen überrumpelt von allem.

Ambrow freute sich zwar für Sabo, und auch für diesen Silberschopf, doch sie konnte sich nicht wirklich mit ihnen beschäftigen. Besorgt schaute sie Sukha hinterher, wie er wegrannte, und dabei wirkte er so verzweifelt, das sie nicht sofort hinterherlief, sondern stehen blieb und nachdachte.
Er war ein kluger Junge - Ambrow zu meiden war das Beste für ihn, zumindest aus ihrer Sicht. Aber sie konnte ihn hier nicht einfach herumlaufen lassen, vieleicht würde er sich verirren oder verletzen. Sie war so in Gedanken versunken, das sie Darels Frage dumpf überhörte und auch alles anderen, während sie mit verkniffener Mine den Fußspuren im Sand hinterherschaute.
May machte währenddessen ein strahlendes Gesicht zu Sabo hin ( sie war nur um ein winziges kleiner als er, und mit den Flügeln überragte sie ihn sogar ). Kein Problem, Sabolein! Haben wir doch gerne gemacht! ( nur aus dem Naschen wurde leider nichts... )
Dann schaute sie zu Ambrow und ein Schatten huschte über ihr Gesicht.
May kannte Ambrow sehr gut. Sie war dabei gewesen, als sie sie aus dem Kerker geholt hatten, und bei der Entbindung ihres Sohnes war sie die Hebamme gewesen. Und deshalb wusste sie, oder eher befürchtete sie, das Ambrow Sukha half, um irgentwie ihre Fehler wieder gut zu machen. - Die Fehler, die sie ihrer sicht nach begangen hatte. May gab en nichts, was gescehen war, die Schuld, sondern den Menschen, die sie in den Wahnsinn getrieben hatten.
Wenn sie dem Kleinen helfen will, werde ich es auch dachte sie leicht bekümmert. Aber ich muss auf Ambrow aufpassen. Sie wird jeden töten, der dem Jungen im Weg steht - wenn es sein muss, sogar sich selbst. Ob halbwegs geheilt oder nicht, sie hat mehrere Male versucht, sich umzubringen. Ich werde Ray von Sukha erzählen müssen, dann kann er Ambrow auch helfen. Sie seufste laut. Sie ist fast schon so dämlich, das man Mitleid mit ihr haben könnte.